NABU: Weniger Wintergäste am Futterhäuschen

Milder Winter beeinflusst Ergebnisse / „Stunde der Wintervögel“ 2021 übertrifft bisherige Teilnahmerekorde

 Auch im Emsland und der Grafschaft Bentheim haben über 1300 Vogelfreunde ihre Ergebnisse gemeldet. Der NABU und sein bayerischer Partner, der Landesbund für Vogelschutz (LBV) freuen sich mit der heutigen Verkündung des Endergebnisses über eine Rekord-Teilnahme.

 

„Mit dieser Menge an Beobachtungen werden die Ergebnisse von Deutschlands größter wissenschaftlicher Mitmachaktion noch aussagekräftiger “, so Hanna Clara Wiegmann aus der NABU-Regionalgeschäftsstelle Emsland/Grafschaft Bentheim. „Sicherlich hat auch der Corona-Lockdown dazu beigetragen, dass mehr Menschen ihr Interesse für die Natur vor der eigenen Haustür entdecken. Dennoch zeichnet sich schon seit einigen Jahren eine steigende Beteiligung an der „Stunde der Wintervögel“ in Niedersachsen und bundesweit ab.“

 

 

 

Foto: NABU/Sebastian Hennigs


Nicht zugenommen haben dagegen die Vogelzahlen, die dem NABU aus 164.000 Gärten gemeldet wurden - im Gegenteil. „Die Gesamtzahl von 34,5 Vögeln pro Garten stellt den zweitniedrigsten Wert seit Beginn der Aktion im Jahr 2011 dar, zwölf Prozent weniger als im langjährigen Durchschnitt“, so NABU-Vogelschutzexperte Lars Lachmann. „Nur im Januar 2017 waren die Zahlen noch etwas niedriger. Auch damals fehlten besonders die typischen Futterplatzbesucher, nämlich sämtliche Meisenarten, Kleiber, Gimpel und Kernbeißer – alles Arten deren Winterbestände auf den Zuzug von Artgenossen aus dem Norden angewiesen sind. Dieser ist bis kurz vor der Zählung europaweit sehr milden Winter wohl teilweise ausgeblieben.“

Rekordwerte erreichten dagegen Standvogelarten wie Haussperling und Stadttaube sowie Arten, die grundsätzlich mildere Winter bevorzugen, wie Rotkehlchen und Ringeltaube.

„Seit 2011 nehmen die Winterbestände von Vogelarten, die auf Zuzug aus dem Norden und Osten angewiesen sind, ab. Im Winter standorttreue Arten und solche, die teilweise von uns nach Süden ziehen, zeigen dagegen stabile oder gar wachsende Winterbestände“, so Lachmann. Dies sei Ausdruck einer Entwicklung, die mit einigen harten Wintern begann und zuletzt eine lange Reihe milder Winter aufwies. Je milder der Winter, desto geringer die Neigung der Vögel in wärmere Regionen im Süden und Westen auszuweichen.

 

 

Foto: Erhard Nerger; Amsel

Foto: Erhard Nerger; Blaumeise

Ein besorgniserregend schwaches Ergebnis, das nicht mit dem Wetter erklärt werden kann, liefert der Grünfink. Sein Abwärtstrend setzt sich leider unverändert fort. Diesmal wurden nur noch 0,9 Grünfinken pro Garten gemeldet. Damit gibt es heute nur noch ein Viertel der Grünlinge, die 2011 noch die Gärten bevölkerten. Als Ursache gelten vor allem Infektionen mit Trichomonaden an sommerlichen Futterstellen.

 

Die fünf am häufigsten gemeldeten Arten im Emsland und der Grafschaft Bentheim waren Haussperling, Kohlmeise, Blaumeise, Amsel und im Emsland auf Platz fünf der Feldsperling und in der Grafschaft Bentheim die Ringeltaube. Bundesweit führen ebenfalls Haussperling und Kohlmeise, gefolgt von Feldsperling, Blaumeise und Amsel.

 

Die Amsel erholt sich weiter langsam von ihren Tiefstwerten nach der schweren Usutu-Epidemie des Sommers 2018. Besonders niedrig waren dagegen die gemeldeten Zahlen der Blaumeise, wobei unklar bleibt, ob fehlender Zuzug aus dem Norden oder die Folgen einer Bakterien-Epidemie im vergangenen Frühjahr die Hauptursache dafür ist. Das Emsland gehört, mit Vechta und Görlitz zusammen, zu den Beobachtungspunkten an denen die meisten Blaumeisen notiert wurden.