Habicht - das Phantom unter den Greifvögeln

In der Falknerei ist und war der Habicht einer der populärsten und verehrtesten Greifvögel bei der Jagd. Genauso spannend wie der Greifvogel selbst, ist seine Namensgebung. Denn um die Bedeutung des Namens streiten sich die Geister. So lässt sich sein Gattungsname entweder aus dem Lateinischen ableiten: Accipiter  bedeutet dann „der Zugreifende“, oder aber aus dem Griechischen  (accipiter = ōkýpteros), was so viel wie „Der Schnellfliegende“ heißt. Als Artnamen aussagekräftig sind gentilis „der Edle“ und gallinarum (= Huhn), der Hühnerjäger. 

 

Der edle Greifer (oder wie man ihn auch nennen mag) wurde 2015 als „Vogel des Jahres“ gekürt und gilt somit als Botschafter gegen illegale Greifvogelverfolgung. Der Mensch ist die Hauptursache für den Bestandsrückgang vieler Lebewesen, so auch für den Habicht. Taubenzüchter und Jäger haben den Greifvogel im Visier (Abschuss, Aushorstung von Jungvögeln, Gelegezerstörung und Fang). Aber er wird auch unbeabsichtigt durch Kollision mit Fahrzeugen im Straßenverkehr und beim pfeilschnellen Flug durch Fensterglasscheiben getötet. Besonders Umweltgifte sind für seinen Rückgang verantwortlich. Zum Glück steht der Habicht jetzt in der roten Liste unter „ungefährdet“.

 

Schutzmaßnahmen, wie ganzjährige Schonzeit, strikte Sanktionen für illegale Verfolgung von Habichten und das Jagdverbot seit den 1970er Jahren, haben dazu geführt. Jedoch wird der Habicht als Phantom bezeichnet. Aber nicht, weil es zu wenige von ihnen gibt, sondern weil er tief im Wald brütet und dem Menschen aus dem Weg geht (da er sehr empfindlich auf Störungen reagiert). 

 

Er bevorzugt also deckungsreiche Landschaften mit großen Misch- und Nadelwäldern. Aber auch in Großstädten, wie z.B. in Berlin auf Friedhöfen, kommt er vor, weil es dort genügend Nahrung gibt und weil er dort sicher vor der Jagd ist. Außerdem ist er selten zu sehen, da er ein Deckungsjäger ist. Bei der Deckungsjagd sind seine kurzen Flügel und sein langer Schwanz zum Vorteil. Die machen ihn nämlich im Unterholz schnell und wendig. Er wird auch als Ansitzjäger bezeichnet. Von einer Sitzwarte lauert er seiner Beute auf, um dann bei passender Gelegenheit, mit mehreren raschen und kräftigen Flügelschlägen, welche sich mit Gleitflugphasen abwechseln, die Beute einzufangen. Manchmal sieht man ihn auch im Suchflug jagen, aber seltener im Sturzflug. 

 

Besonders gerne verspeist er Vögel (Drosseln, Tauben und Elstern) aber auch hin und wieder Kaninchen und Eichhörnchen. Sein Körper ist besonders an Kurstreckenflüge angepasst, da er eine kraftvolle Muskulatur besitzt, die ihn zum Schnellstarter macht. Die Weibchen sind 60 cm groß (1130 Gramm schwer) und die Männchen mit ihren 53 Zentimetern deutlich kleiner und leichter (850 Gramm). Auch bei der Flügelspannweite gibt es Unterschiede. Bei Männchen beträgt diese nur 100 Zentimeter und beim Weibchen 115 Zentimeter. Wenn der Habicht fliegt, dann sind seine breiten und abgerundeten Flügel, und sein langer, deutlich abgerundeter Schwanz mit dunklen Binden, zu erkennen. Das Gefieder bei Altvögeln ist oberseits grau und unterseits weißlich mit feiner Querbänderung gefärbt. Was ihn besonders von anderen Greifvögeln unterscheidet, ist sein heller Überaugenstreif und seine gelb bis orange gefärbte Iris. Kennzeichnend für den Habicht sind seine typischen „Gigigig“-Laute und „kijäh“- Rufe am Horst. 

 

Ob er nun als edler Greifer, Schnellflieger oder schnellfliegender Hühnerjäger bezeichnet wird, er ist einer der elegantesten und spannendsten Greifvögel Deutschlands – und bleibt uns hoffentlich auch weiterhin erhalten. 

 

Ein Beitrag von Marilyn-Luise Utke.