Europas Riese: Der Seeadler

Ab dem 18. Jahrhundert prangte auf dem Wappen der sturen Friesen ein Adler: das Symbol für die Freiheitsrechte der Friesen. Weltweit steht der Greifvogel für Mut, Weitblick und ewiges Leben. Aber was genau faszinierte unsere Vorfahren an dem Seeadler? 

Die Gestalt des Fischliebhabers ist allein durch seine Größe sehr beeindruckend: bis zu 95 Zentimeter ist sein Körper groß und 250 Zentimeter beträgt seine Flügelspannweite. Damit ist er der riesigste Greifvogel Europas. Seine entschlossen dreinschauenden Augen sitzen in seinem auffällig großen hellen Kopf. Besonders imposant ist auch sein klobig gelber Schnabel, den ihn noch majestätischer aussehen lässt. Der König der Lüfte schmückt sich mit braunem Gefieder und einem weißen Schwanz. Auch noch aus weiter Entfernung sind seine „klie-klie-klie“-Rufe unverwechselbar. 

 

Der Seeadler frisst hauptsächlich Fisch, aber Vögel, Eier und Aas lehnt er auch nicht ab. Meist jagt er durch die Ansitzjagd. Dabei sitzt er auf Bäumen und wartet bis er seine Beute entdeckt, um dann einen Überraschungsangriff zu starten. Diese Jagdtechnik verbraucht weniger Energie, als zum Beispiel der Suchflug. 

 

Sein Vorkommen erstreckt sich von Russland bis Japan, Europa, Skandinavien und Grönland. Der Riese lebt an Seen, Flüssen, Sümpfen oder Küstenlagunen. Zum Horsten braucht er Altholzbestände oder Felsen. Ab Mitte Februar legt das Seeadlerweibchen bis zu drei Eier, die dann 38 Tage bebrütet werden. Danach bleibt der Nachwuchs 75 Tage im Nest, bis er zum Ästling wird und das Fliegen und Jagen lernt. Die jungen Seeadler werden mit ungefähr 90 Tagen flügge und verlassen das Nest. 

 

Trotz seiner Bedeutung wurde er um 1900 fast ausgerottet. Heute ist er durch viele Schutzmaßnahmen ungefährdet. Und tatsächlich brüten zwei Seeadler Paare auch wieder im Emsland! Am besten ist es, diese faszinierenden Greifvögel ungestört zu lassen. Der ganzjährige Horstschutz und das Verbot von Bleimunition haben ihn vor dem Aussterben bewahrt. Dabei ist das Thema Bleimunition brandaktuell: Am 3. September soll die EU-Kommission entscheiden, ob Bleimunition auch in Feuchtgebieten verboten wird. 

 

Ein Beitrag von Marilyn-Luise Utke.